MEIN HUND BELLT ANDAUERND

BELLEN IST NICHT GLEICH BELLEN

Bellen ist grundsätzlich die ganz normale Lautäußerung des Hundes. Hunde bellen, um zu kommunizieren. Dabei bellen manche Rassen aufgrund des Zweckes für den sie gezüchtet wurden häufiger als andere – Hütehunde zum Beispiel. Es gibt allerdings verschiedene Situationen, die Hunde zum Bellen veranlassen und nicht immer ist das dann ein erwünschtes Verhalten. Um zu verstehen, wieso Ihr Hund gerade jetzt bellt, sollten Sie ihn beobachten. Körperhaltung, Tonhöhe und Anzahl der Belllaute sowie Dauer des Bellens verraten, warum der Hund bellt. Wenn Sie wissen, was er Ihnen dadurch mitteilen will, können Sie gezielt darauf reagieren und gegebenenfalls einem unerwünschten Bellen entgegenwirken.

Im Folgenden beschreiben wir Ihnen die sechs Situationen, in denen Hunde gewöhnlich zum Bellen neigen sowie Maßnahmen, dem entgegenzuwirken.

6 GRÜNDE WARUM HUNDE BELLEN

Ein freudig erregter Hund ist leicht zu erkennen: Er wedelt mit dem Schwanz, tänzelt, springt und/oder dreht sich im Kreis – und bellt. Das Bellen ist meist ununterbrochen kurz, schnell und hoch, manchmal kommt ein Winseln oder Jaulen hinzu.

Die Auslöser sind ganz klar freudige Ereignisse bzw. eine Erwartungshaltung. Die Türklingel ertönt und der Hund weiß, er wird vom eintretenden Gast mit Leckerli begrüßt. Herrchen oder Frauchen kommen aus dem Geschäft wieder heraus, in dem sie so lange zum Einkaufen verschwinden waren, und der Hund weiß, dass er jetzt eine Extraportion Aufmerksamkeit bekommt oder sogar einen Wurstzipfel. Die Leine wird geholt und der Hund weiß, er darf zum Gassi gehen oder Spielen.

Nun ist Freude ja nichts, wogegen etwas einzuwenden wäre. Und im Grunde ist es doch eine unglaublich tolle Erfahrung, wenn der Hund sich so freut, jemanden zu sehen oder etwas Bestimmtes zu erleben, dass er die Erregung durch Bewegung abbauen muss. Der Haken liegt nur in dem Wörtchen „Wissen“. Der Hund hat, wenn er vor Freude zudem unbändig bellt, vermutlich gelernt, dass Freudentänze und Bellen mit Leckerli und/oder Aufmerksamkeit belohnt werden.

Was kann ich tun, wenn mein Hund vor Freude zu viel bellt?

Ein bisschen Tänzeln und Bellen sollte erlaubt sein. Ein gutes Mittel gegen zu viel davon ist Selbstdisziplin: Freuen Sie sich nicht zu sehr mit dem Hund. Begrüßen Sie ihn kurz und warten Sie, bis er sich beruhigt hat. Geben Sie ihm erst dann die Belohnung. Trainieren Sie Ihren Hund darauf, sich nach der ersten Begrüßung zu setzen. Trainieren Sie aber auch Gäste, die gewohnt sind, den Hund als erstes überschwänglich zu begrüßen, indem Sie sie bitten, zu warten, bis der Hund sich beruhigt hat. Der Hund lernt damit, dass auch weniger „Gehabe“ zum Ziel führt.

Auch ein Hund, der sich aufs Spielen freut, ist leicht zu erkennen: Er duckt den Vorderkörper ganz nach unten während das Hinterteil nach oben gereckt wird. Manchmal nimmt er schon das Spielzeug ins Maul oder startet Scheinangriffe, um zu signalisieren: „Komm jetzt, gehen wir spielen!“ Dazu wedelt er mit dem Schwanz – und gibt kurze, durchdringende „Beller“ von sich. Mitunter während des gesamten folgenden Spielens.

Wie kann ich meinem Hund beibringen, beim Spielen weniger zu bellen?

Im Grunde gilt hier das Gleiche wie beim Bellen vor Freude. Natürlich darf sich der Hund freuen, und das Bellen beim Spielen gehört sogar unbedingt dazu. Vor allem, wenn der Hund mit anderen Hunden spielt, wäre das ohne Bellen wie Fußball ohne Tor-Rufe. Möchten Sie dem Hund aber übermäßiges Bellen als Aufforderung zum Spiel abgewöhnen, versuchen Sie es auch hier mit Selbstdisziplin und einem kleinen Training: Gehen Sie erst auf das Angebot zum Spielen ein, wenn der Hund sich etwas beruhigt hat und/oder trainieren Sie ihn darauf, sich nach dem ersten Auffordern hinzulegen.

Hunde lernen gern und sind entsprechend leicht zu konditionieren. Dass Hunde lernen, dass Bellen zum Erhalt von Leckerli und/oder Streicheleinheiten führt, hatten wir gerade. Aber leider sind Hunde durch ihre Lernbereitschaft auch entsprechend leicht zu enttäuschen. Ist Ihr Hund beispielsweise gewohnt, dass jetzt der Spaziergang losgeht, wenn Sie mit dem Hausschlüssel klappern, und springt freudig zur Tür, ist es eine riesige Enttäuschung, wenn Sie ohne ihn zum Einkaufen gehen. Vermutlich bellt er Ihnen seine Enttäuschung langanhaltend hinterher.

Wie bringe ich meinem Hund bei, mir nicht nachzubellen?

Wie so oft hilft auch hier eher die Disziplinierung Ihrer selbst als des Hundes. Wenn Schlüsselklappern das Zeichen zum Gassi gehen ist, gewöhnen Sie sich an, dem Hund erst das Halsband umzulegen oder die Leine zu zeigen, ehe Sie die Schlüssel holen, um Gassi zu gehen. Eventuell sagen Sie dem Hund dazu immer die gleichen Worte wie „Jetzt geht’s Gassi“ oder „Komm, Gassi“ oder dergleichen. Der Hund wird seine Aufmerksamkeit verlagern und lernen, wann das Schlüsselklappern ihn betrifft und wann nicht.

Bei Ihrem eigenen Hund werden Sie es vermutlich nicht mitbekommen, aber Sie kennen es sicher von anderen Hunden, die allein in der Wohnung gelassen wurden, ohne gelernt zu haben, allein zu sein. Das eintönige, anhaltende, tiefe Bellen, das ab und an von einem Jaulen unterbrochen wird, geht nicht nur durch Wände und Decken, sondern auch durch Mark und Bein. Dass der Hund gerade ein ganz armer ist, ist unüberhörbar. Vermutlich sitzt er ganz still da, eventuell läuft er aber auch hin und her oder sinnlos im Kreis, gräbt, kratzt oder führt eine andere Übersprungshandlung aus. Er ist einfach frustriert oder von der Situation überfordert und versucht, durch das Bellen und Laufen die Erregung abzubauen. Auch Hunde im Zwinger „trösten“ sich im Übrigen zuweilen auf diese Weise.

Was kann ich tun, damit mein Hund nicht bellt, wenn er allein ist?

Wenn Ihnen Ihre Nachbarn mitteilen, dass Ihr Hund stundenlang das Haus zusammenbellt, sollten Sie dringend handeln. Geben Sie Ihren Hund in eine Tierpension, wo er in Gesellschaft anderer Hunde ist. Versorgen Sie Ihren Hund beim Alleinbleiben zu Hause mit Kong oder Intelligenzspielzeug. Überzeugen Sie sich, dass er das Spielzeug annimmt und nicht etwa zerstört und er wird eine ganze Weile beschäftigt sein. Gehen Sie mit dem Hund ausgiebig Gassi, ehe Sie das Haus verlassen, ein müder Hund schläft statt sich aufzuregen. Auch Hundesport wie Agility oder Canicross helfen dem Hund ausgeglichener zu werden. Ganz wichtig ist auch, das Allein Zuhause sein richtig zu trainieren. Hilfreiche Tipps dazu finden Sie hier.

Wenn ein kurzes scharfes Bellen in langanhaltendes Knurren und Bellen übergeht, der Hund mit eventuell gesträubtem Nackenfell leicht geduckt auf eine fremde Person oder einen fremden Hund fixiert ist, dann fühlt der Hund sich oder sein Herrchen / Frauchen bedroht und signalisiert: „Bleib mir fern, ich will keinen Konflikt, aber wenn, bin ich bereit.“ Häufig passiert das, wenn ein Hund an der Leine einem ohne Leine begegnet.

Was kann ich tun, wenn mein Hund beim Gassi gehen andere Menschen oder Hunde verbellt?

Begegnet Ihnen beim Spazierengehen mit Ihrem Hund ein anderer und beider Verhalten ändert sich in Richtung Aggression, ist es selbstverständlich nicht einfach, die Ruhe zu bewahren. Aber genau darauf kommt es an. Zuerst einmal müssen Sie Ihrem Hund mehr Freiraum geben, damit die Bedrohung auf Abstand gehalten werden kann. Gehen Sie, wenn möglich, dem anderen Hund und seinem Herrchen / Frauchen aus dem Weg. Achten Sie dabei nicht zu sehr auf Ihren Hund. Mag er auch diesmal bellen – befassen Sie sich erst wieder mit ihm, wenn er ruhig ist. Das ist unangenehm, denn niemand möchte, dass sein Hund Andere anbellt. Geben Sie dem Hund allerdings Aufmerksamkeit, etwa schon, wenn Sie den anderen Hund bemerken, Ihr Hund aber noch zufrieden am Laternenpfahl schnüffelt, dann passiert das Gleiche wie beim Bellen vor Freude: Der Hund lernt, dass etwas passiert. Womöglich bellt er dann nur, weil er weiß, dass Sie sich dann gleich mehr mit ihm befassen, statt beim Spazierengehen zu telefonieren. (Ähnlich funktioniert übrigens auch das Verbellen des Postboten, vermutlich hat der Hund einfach im Lauf der Zeit gelernt, dass Lärm machen ihm etwas einbringt). Wenn Sie den Verdacht haben, Sie könnten Ihren Hund in seiner Bellerei verstärkt haben, versuchen Sie es damit, Ihren Hund mit Leckerli oder einem Spielzeug abzulenken, wenn Sie einen anderen Hund auf sich zukommen sehen.

Angst ist auch bei Hunden nicht zu verkennen. Neben deutlichen körperlichen Signalen wie Abwenden des Körpers, Ducken, unruhigem Hin- und Herlaufen oder Kratzen an der Tür als Signal für „ich will hier weg“ gibt der Hund ein hohes, „hysterisches“ Bellen von sich, das manchmal mit Jaulen endet. Die Trennung von Herrchen oder Frauchen kann das ebenso auslösen wie laute Geräusche bei Gewitter oder Feuerwerk.

Was kann ich tun, wenn mein Hund aus Angst bellt?

Wenn ein Hund aus Angst bellt, ist Aufmerksamkeit geboten. Lernfähigkeit hin oder her – zunächst einmal darf die Angst des Tieres nicht ignoriert werden. Keinesfalls dürfen Sie den Hund jetzt bestrafen. Strafe würde dazu führen, dass der Hund künftig Angst vor der Situation und der Strafe hat. Wenn möglich, befreien Sie den Hund aus der angsteinflößenden Situation. Sollte es sich um Gewitter oder Feuerwerk handeln, setzen Sie sich zu ihm, zeigen Sie ihm Ihre Nähe, aber widmen Sie ihm nicht zu viel Aufmerksamkeit, damit er nicht lernt, dass Angst haben auch Vorteile haben kann. Wie genau Sie sich verhalten sollten und wie ein gezieltes Training verlaufen kann, lesen Sie hier. Bellt der Hund aus Trennungsangst, ist ebenfalls ein Training angezeigt. Unsere Tipps, wie Sie einen Hund ans Alleinsein gewöhnen, finden Sie hier.

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